Faisal – frech und fulminant
Ein Mikrofon, ein Mikroständer, ein Handtuch, mehr braucht es nicht. Faisal Kawusi verzichtet auf eine spektakuläre Bühnenshow, er setzt allein auf sich und seine fulminante Präsenz – im wahrsten Sinne. Die 800 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Zweifachsporthalle hat er von der ersten Minute an im Griff. Von diesem Rosendahl, in dem Hektar noch ein wichtiges Beziehungskriterium sind und der Trecker als heimlicher 3er-BMW gilt, zeigt er sich angenehm überrascht: „Bisher dachte ich, dieser Teil von Deutschland wäre Wasser.“
Sein Programm „Glaub nicht alles, was du denkst“, präsentiert er im Rahmen der Rosendahler Kulturkarte routiniert und lässig. Doch seine stärksten Momente hat der 27-jährige Comedian immer dann, wenn er mit dem Publikum spielt, wenn es spontan zugeht. Mit dem Bürgermeister etwa, den er sofort ausfindig macht: „Wer sonst trägt hier Anzug . . ?“ Mit Anne und ihrer „Seniorengang“ und der zwölfjährigen Emma, die am Ende der Reihe mit lauter Menschen im gesetzteren Alter hockt: „Du machst jetzt 70 Jahre Ausbildung, dann gehörst du auch richtig dazu.“

Kawusi spielt immer wieder mit zwei Merkmalen: seinem Körperbau und der afghanischen Herkunft. Mit 85 Kilo gibt er sein Gewicht selbst an, aber wenn er den Zuschauern mit „Stage diving in deine Richtung“ droht, gibt es blasse Näschen. Sein Lieblingsfach in der Schule war Sport, logisch, und sein Traumberuf Einparker beim Autoscooter. Gelernt hat er dann Bankkaufmann: „Was habt ihr denn gedacht – Ernährungsberater?“ Geworden ist er Comedian, und das hat ihm sogar die Teilnahme an „Lets dance“ beschert. Mit Leichtgewicht Oana Nechiti. „Eine super Partnerin“, schwärmt Kawusi. „Hochwerfen, Pommes essen, auffangen.“
Es geht nicht immer politisch korrekt zu, bisweilen leicht unter die Gürtellinie, aber er hält den Kulturen den Spiegel vor. Den Burka-Trägerinnen zum Beispiel: „Wir sind mit meiner Tante einkaufen gegangen und mit einer ganz anderen Frau wiedergekommen“, verweist er auf die Verwechslungsgefahr. Zwei Wochen später sei das aufgefallen – „aber die war ganz nett, die haben wir behalten.“ Und die Deutschen? Auch die haben ihre Eigenarten, wie die Flut von Gutscheinen auf dem Gabentisch: „Ich schenke dir Geld, aber ich bestimme, wo du es ausgibst.“
Am Ende wird es tatsächlich ernst, als er die zwölfjährige Emma aus tiefstem Herzen dazu auffordert, immer an ihre Träume zu glauben. Beim ihm hat es geklappt, er darf auf der Bühne stehen und Menschen unterhalten. Mittlerweile in den großen Städten, aber auch wie an diesem tollen Abend in Rosendahl mit seinen lediglich 11 000 Einwohnern: „Da habe ich ja mehr Cousins . . .
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